Kolumne

Was hat stricken mit der Bibel gemeinsam?
von Sandra Vetsch

Kennen Sie die Worte: inästächä, umäschlah, durezieh und abälah? Erraten, es handelt sich um die Basisanleitung des Strickens, denn stricken will gelernt sein. Diese Worte wurden uns eingeprägt, um sie mit ein bisschen Übung direkt in die Praxis umsetzen zu können. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, was diese handwerkliche Tätigkeit mit dem Lesen der Bibel gemeinsam hat. Auf den ersten Blick nicht viel, aber beim genauen Hinsehen…
Als einer unserer Söhne im letzten Jahr für ein paar Monate mit seiner Freundin bei uns einzog, haben wir Frauen das gemeinsame «Nadeln» (wieder) entdeckt. Finden Sie stricken altbacken? Dann muss ich Sie aufklären, stricken gilt heute als cool und hip. Als ich «Herrn Google» fragte, ob man dem Stricken vorteilhafte Eigenschaften nachsagt, war ich überrascht über die vielen positiven Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und geistige Gesundheit. Durch die Wolle, die durch unsere Hände gleitet, sollen Stress abgebaut, der Blutdruck gesenkt, der Herzschlag reduziert, ein Gemeinschaftsgefühl geweckt und motorische Fähigkeiten trainiert werden.
Strickarbeiten sind auch für caritative Zwecke sehr gefragt, ob aus dem Gewuschel Schals, Sommerjäckchen oder Kuscheltiere entstehen, ist einerlei, sie dienen dem Nächsten. Selbst Wollreste sind wertvoll, denn aus kleinen Mitteln kann Hochwertiges geschaffen werden. In amerikanischen Männergefängnissen wird Knitting Behind Bars (Stricken hinter Gittern) eingesetzt, um Verbrecher zu (re-)sozialisieren. Stricken benötigt Konzentration und stärkt das Durchhaltevermögen. Das zu Ende führen einer Arbeit fördert das Selbstvertrauen und löst ein beglückendes, befriedigendes Gefühl aus.
Beim Lesen in der Bibel und durch das Verinnerlichen und Umsetzen vom Wort Gottes im Alltag dürfen wir nicht nur dieselben positiven Effekte wie beim Stricken erleben, es kommt sogar noch die geistliche Gesundheit hinzu. Zugegeben, manchmal erscheint uns das Inästächä, Umäschlah, Durezieh und Abälah auf unserem irdischen Lebensweg richtig mühsam und das Vorwärtskommen ganz schön anstrengend, aber wir wollen es tun mit Blick auf IHN hin. Wir erschaffen durch das Klappern der Nadeln «nur» einen neuen Gegenstand, ein Kleidungsstück zum Hineinschlüpfen; Als Gläubige hingegen haben wir einen neuen Menschen angezogen (Eph 4,24), gemeinsam sind wir die lebendigen, fruchtbringenden Glieder am Leib Christi, in bunter Vielfalt geschaffen und in Liebe gestrickt vom Herrn und Meister selbst, halleluja!